D: AfD-Hochschulgruppe geht bei „Rhenanen“ ein und aus

DÜSSELDORF: Am 16. Mai 2016 traf sich die AfD-Hochschulgruppe (AfD-HSG) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zum Grillen auf der Veranda des Hauses der extrem rechten Burschenschaft „Rhenania Salingia zu Düsseldorf“ in der Reichsstraße 21. Dass sich die AfD-HSG bei einem studentischen Männerbund trifft, verwundert zwar nicht, bei der „Rhenania Salingia“ handelt es sich jedoch um eine eindeutig dem extrem rechten Flügel des sich großteils als konservativ verstehenden studentischen Verbindungswesens zugehörige Organisation, die weit über eine vermeintlich „unpolitische Brauchtumspflege“ hinaus agiert.

Die „Rhenanen“ und die „Deutsche Burschenschaft“

Durch ihre Mitgliedschaft im extrem rechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) positioniert sich die „Rhenania“ eindeutig. In der DB sind entsprechend dem völkischen Selbstverständnis eines „Großdeutschen Reiches“ Burschenschaften aus Deutschland und Österreich organisiert. Die DB-Bünde pflegen ähnlich den „Vertriebenen“-Verbänden einen „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“. Infolge gälte zum deutschen Volke zugehörig, wer aufgrund seiner biologischen Abstammung – der „Blutslinie“ – deutsche Vorfahren vorzuweisen habe. Diese Auslegung der nationalen Zugehörigkeit gipfelte 2011 im DB-Beschluss der Einführung des „Arierparagraphens“. Mit ihm sollten konsequenterweise Nichtdeutsche aus Verbindungen der DB ausgeschlossen oder erst gar nicht aufgenommen werden. Der Beschluss sorgte für mediales Aufsehen und führte zum Austritt einiger Verbindungen. Diesen war das Ganze dann doch zu extrem rechts. Die „Rhenania Salingia“ bestätigte in den vergangenen Jahren diese Politik der DB durch Veranstaltungen mit dem 1971 in Italien wegen Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag mit Todesfolge zu lebenslanger Haft verurteilten ehemaligen Südtirol-„Freiheitskämpfer“ Erhard Hartung (Meerbusch/Rheinkreis Neuss), dem verurteilten Holocaustleugner Horst Mahler und zuletzt dem rechtspopulistischen Bestsellerautoren Akif Pirincci aus Bonn.

AfD-HSG, „Rhenania“, „Blaue Narzisse“ und „Identitäre“

In die Reichsstraße 21 scheinen die Kontakte der AfD-Hochschulgruppe besonders eng zu sein. Augenscheinlich sind mehrere ihrer Mitglieder den „Rhenanen“ persönlich verpflichtet, wie zum Beispiel der bei Gründung der AfD-Hochschulgruppe zum Schatzmeister gewählte Max Schmitz¹. Schmitz wurde beim Grillen mit „Rhenanen“-Bändchen abgelichtet, ebenso deren Vorsitzender Yannick Noe. Noe ist nicht nur in seiner Verbindung, im Kreisvorstand der AfD Leverkusen und in der AfD-Hochschulgruppe aktiv, der Geschichtsstudent betätigt sich auch als Autor des selbst stilisierten Jugendmagazins der „Neuen Rechten“, der „Blauen Narzisse“. Dort rezensiert er Bücher des ehemaligen Kopfs des rechtsintellektuellen „Instituts für Staatspolitik“ (IfS), Karlheinz Weißmann, oder ergeht sich in ästhetischen Betrachtungen von Arno Brekers Skulpturen. Breker – im Übrigen 1991 in Düsseldorf verstorben – gilt als nationalsozialistischer Bildhauer und Architekt, der dem männlichen Ideal des NS in seinen Skulpturen eine Form gab und diesem Ausdruck verlieh.
Doch nicht nur die Mitgliedschaft der beiden zuvor genannten Personen in der „Rhenania Salingia“ verdeutlicht die Nähe der AfD-Hochschulgruppe zu extrem rechter Ideologie. Das zeitweilige Mitglied der Hochschulgruppe, John David Haase, wurde 2014 in den Gründungsvereinsvorstand der bundesweit agierenden extrem rechten „Identitären Bewegung“ gewählt – und ist dort mutmaßlich bis heute zu finden. David Eckert, neben Noe Vorsitzender der AfD-Hochschulgruppe in Düsseldorf, sah trotz der von den „Identitären“ vertretenen Positionen keine Notwendigkeit zur Distanzierung von Haase, obwohl – oder vielleicht auch weil – er über die Hochschulpolitik hinausgehende Parteiambitionen hat. Immerhin ist er bereits stellvertretender Sprecher des AfD-Bezirksverbands Düsseldorf und Mitglied des Landesvorstands der AfD NRW. Gescheitert ist er allerdings im März 2016 bei der Wahl zum Landesvorsitzenden der AfD-Jugend, der „Jungen Alternative NRW“.

„Patriotismus“, „Frauenrechte“ und „Konservative Revolution“

In seiner Rede auf einer AfD-Kundgebung im April 2016 in Unna forderte Eckert „Bildungsausflüge“ zum Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald, um „unseren Kindern die Chance [zu] geben, Land, Kultur und Nation zu inhalieren“. An anderer Stelle wird er mit der Aussage „Patriotismus muss wieder zur Selbstverständlichkeit werden“ zitiert. Im Sinne der Wiederbelebung eines „deutschen Patriotismus“ inszenierte sich Eckert mit Blick auf die Silvester-Ereignisse in Köln zudem als Verteidiger (deutscher) „Frauenrechte“. An den Hochschulen möchte Eckert, der gerne auch mal mit anti-emanzipatorischen Forderungen – wie der im Wahlprogramm der AfD-Hochschulgruppe verankerten Forderung nach Abschaffung des Schwulenreferats und LesBi-Referats – in Erscheinung tritt, eine „Konservative Revolution“ umsetzen. Ob er sich mit dem Begriff „Konservative Revolution“ positiv auf die so bezeichnete präfaschistische Strömung der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts bezieht, lässt er hierbei offen.

Provokante Ankündigung

Erst jüngst kündigte die AfD-Hochschulgruppe als Reaktion auf die Absage einer umstrittenen Veranstaltung mit Bernd Lucke, ehemaliger AfD-Parteivorsitzender und heute Bundesvorsitzender der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (ALFA), an der Heinrich-Heine-Universität an, dass sie nun Björn Höcke einladen würde. Höcke fiel in der Vergangenheit bei seinen Auftritten durch völkische und rassistische Positionen in der Asyldebatte auf. Eckert versprach eine „abenteuerliche Veranstaltung“ mit dem Sprecher der AfD Thüringen, auf die man sich freuen könne.

(1) Versehentlich war der Name Schmitz in der ersten Artikelfassung falsch
(„Schmidt“) geschrieben und wurde nachträglich korrigiert.

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